Home
zurück weiter
© Dipl.-Geogr. Martin Werner 2023
Höhenkarte von Rheinland-Pfalz
Mittlerer Jahresniederschlag
in Rheinhessen
|
|
Gundersheim
liegt an der
schon in prähistorischer Zeit existierenden Achse Worms - Alzey - Bingen.
Die Gunst der Lage war in zweifacher Hinsicht ein Glücksfall für die Gemeinde
und ihrer Bewohner. Schon 1863 wurde die Bahnstrecke Worms - Alzey in Betrieb genommen
und sieben Jahre
später bis Bingen erweitert. Dadurch wurde die Infrastruktur des "Hinterlandes"
wesentlich verbessert. Doch der Durchbruch gelang erst
mit der Fertigstellung der Verbindung Alzey - Mainz.
Jetzt war der Zugang zu den Ballungsräumen und den sich rasch entwickelnden
Industriemetropolen
Mainz - Wiesbaden - Frankfurt im Norden, und Worms - Ludwigshafen - Mannheim im Süden
erschlossen.
Die hiesige Wirtschaftsstruktur und der dörfliche Charakter der davon betroffenen
Gemeinden
wurde dadurch nicht wesentlich beeinflußt. Dann, fast genau hundert Jahre
später wurde eben auf der gleichen Achse die linksrheinische Autobahn (BAB 61), im
Volksmund auch "Rheinhessenlinie" genannt, gebaut.
Ausschlaggebend dafür war die zunehmende Motorisierung nach dem 2. Weltkrieg
im zusammenrückenden Europa.
Damit war Gundersheim bzw. Rheinhessen an das
moderne europäische
Verkehrsnetz angeschlossen worden. Die ansässigen Winzer und auch die
Übernachtungsbetriebe waren
die ersten, die durch die unmittelbar am Ortsrand befindlichen Ausfahrten
davon profitierten.
Später siedelten sich im Gundersheimer Gewerbepark, der direkt an der Autobahn
von der
Ortsgemeinde errichtet wurde, einige Betriebe an. Mittlerweile ist der Anschluß
Gundersheim
mit der Nummer 56 für viele Urlaubsreisende aus nah
und fern ein fester Begriff geworden.
Räumliche Lage von Gundersheim:
Topographische Lage
Rechts-/Hochwert: 3442200 / 5506400
Geographische Länge und
Breite: 8° 11' / 49° 42'
Gundersheim
liegt zwischen Alzey und Worms im südöstlichen Teil des Rheinhessischen Tafel- und
Hügellandes.
Großräumlich betrachtet ist das Rheinhessische Tafel- und Hügelland,
wenn man den Rheingraben noch hinzunimmt, idyllisch in die umliegenden Mittelgebirge
eingebettet:
im Norden und Nordwesten das Rheinische Schiefergebirge, im Westen das Nordpfälzer
Bergland,
im Süden der Pfälzerwald und im Osten der Odenwald. Geöffnet ist es nach Nordosten
in Richtung
Frankfurt zur Wetterau hin beziehungsweise nach Süden Richtung Ludwigshafen in den
Oberrheingraben hinein. Streng betrachtet ist Rheinhessen ein Hochplateau und nur
durch breite
Ausraumzonen unterbrochen. In diesen Tälern und an deren Hängen liegen alle
Siedlungen und niemals auf den Hochflächen selbst.Ausnahme hiervon ist lediglich
Hochborn,
das etwas über der Abbruchkante liegt.
Nach Entwässerungs- und Trockenlegungsmaßnahmen konnten die Talsohlen
erst viel
später in die Siedlungen einbezogen werden. So geschützt durch
die umliegenden
Mittelgebirge und vielerorts durch den Schutz der Hochplateaus sind die klimatischen
Verhältnisse nicht zuletzt aufgrund der Lage und der Gunst der natürlichen
Bedingungen dementsprechend sehr gut. Rheinhessen ist nicht umsonst
eines der bedeutendsten und das mit 25000 ha größte Weinanbaugebiet Deutschlands.
In Gundersheim sind die klimatischen Verhältnisse ähnlich wie überall
in Rheinhessen, jedoch wesentlich ausgeprägter.
Die sogenannte Gundersheim - Eppelsheimer Ausraumzone liegt zwischen dem
nördlich gelegenen Hochborner Plateau und dem südlich gelegenen Zeller Plateau
und zieht sich südöstlich mit Öffnung zum Oberrheingraben hin.
Das Klima
Aufgrund seiner topographischen Lage weist Gundersheim eine klimatische
Besonderheit auf. Diese Eigenheit besteht in einer Leelage zu den vorherrschenden,
überwiegend aus westlichen Richtungen kommenden Winden, was sich insbesondere
bei den advektiven Winterniederschlägen deutlich bemerkbar macht.
Diese Situation ist zwar für den Großteil des Rheinhessischen
Tafel- und Hügellandes charakteristisch, aber im Falle von Gundersheim
in besonderem Maße ausgeprägt.
Die in westlicher Richtung Rheinhessens gelegenen Mittelgebirge Ardennen,
Eifel, Hunsrück, Saar-Nahe-Bergland und Nordpfälzer Bergland
mit seinem markanten "Eckpfeiler" Donnersberg, als höchste Erhebung
der Pfalz (687 m ü.NN), bedingen orographische Niederschläge,
so daß die regenbringenden atlantischen Luftmassen bereits beim Überqueren
dieser Barrieren einen großen Teil ihrer Feuchtigkeit verlieren.
In den genannten Regionen werden daher Jahressummen von 800 - 1100 mm erreicht.
Die mesoskalig relevanten Faktoren für die topoklimatische Besonderheit
von Gundersheim sind einerseits der sich trichterförmig nach Osten
öffnende Windschatten des Donnersberges und andererseits liegt das
Ortsgebiet von Gundersheim im Bereich eines östlich exponierten Mittelhangbereichs des
Zeller Plateaus, welcher Teil der nach Südosten verlaufenden Ausraumzone des Seebaches
ist. Die Talzone öffnet sich zur Oberrheinischen Tiefebene. Diese
zusätzliche Lage im Lee des Plateaus unterstreicht die topoklimatische
Besonderheit, so daß im Falle von Gundersheim von einer ausgeprägten
"Mehrfach-Leelage" gesprochen werden kann.
Im Jahresdurchschnitt empfängt Rheinhessen eine Niederschlagsmenge
von 500 - 600 mm und gehört damit zu den regenärmsten Regionen
Deutschlands. Die Stationen Mainz (585 mm), Worms (584 mm) und Ober-Olm
(561 mm) erzielen die höchsten Jahressummen, wogegen die niedrigsten
Werte in Alzey (523 mm), Hochborn (522 mm), Flonheim (519 mm) und Wöllstein
(514 mm) gemessen werden. (Diese Angaben beziehen sich auf einen Beobachtungszeitraum
von 1936 - 1985). Gundersheim besitzt eine extreme Leelage zu den niederschlagsbringenden
Winden aus West und Südwest, so daß hier ähnlich wenige
oder sogar noch weniger Jahresniederschläge erwartet werden können.
Dieser Fragestellung wird in einer Langzeituntersuchung nachgegangen.
|